Man kann mit Kanonen auf Spatzen schießen, mit dem Panzer Brötchen holen fahren, und mit dem Laubbläser die Ausfahrt fegen. Der Laubbläser ist psychologischer Horror: wer ihn nutzt, exponiert einen Lärmphallus, mit dem er einen Haufen Laub von A nach B fönt.
Leider ist der Hauptnachteil des Laubblasens ein sehr lautes Betriebsgeräusch. Viele Modelle erreichen Lautstärken von bis zu 105 Dezibel (dB), was etwa so laut ist wie das Brummen eines schweren Lastwagens oder eines Flugzeugs im Landeanflug. Diese hohen Geräusche können nicht nur unangenehm sein, sondern auch schwere Schäden an Gehören hervorrufen – besonders bei Kindern und alten Menschen. Menschen, die solche Geräte benutzen, leiden unter Hörverlust und Kopfschmerzen.
Wer beim Laubblasen allerdings Kopfschmerz in Lust zu verwandeln vermag, kann es nicht lassen. Mit dem dauererigierten Genitalbenziner beschallt der Gartenlüstling mit dem Laubblaskink einen ganzen Bezirk. Der Pornozweitakter vibriert in seiner feuchtgefreuten Hand, jedes Laubblatt, jedes Insekt hat sich zu unterwerfen. Der Fetischist mit dem ratternden Blaskolben erlebt einen nicht enden wollenden Phantomorgasmus. Er bewegt dabei nur Unmengen heißer Luft, und alle müssen zuhören.
Laubbläser sind ein niederschmetternder Ausdruck für die Bequemlichkeit unserer Gesellschaft. Statt diese Geräte zu benutzen, können Menschen auf andere Methoden zurückgreifen um ihren Garten sauber zu halten, ohne die natürliche Artenvielfalt zu beeinträchtigen.
Es gibt einen Fetisch, der als "Lärmfetisch" bezeichnet wird. Dieser Fetisch bezieht sich darauf, sexuell erregt zu werden durch verschiedene Arten von Lärm, wie zum Beispiel Musik, Stimmen, industrielle Geräusche oder sogar Autoverkehr.
Angesichts der beeindruckenden Fortschritte auf dem Bereich der Künstlichen Intelligenz frage ich mich, ob einem Gartenlover mit Lärmfetisch nicht geholfen werden kann, in die Gesellschaftsmitte zurückzukommen.
Perverted gardener with a giant leaf blower #1 (www.craiyon.com)
Perverted gardener with a giant leaf blower #2 (www.craiyon.com)
KI wird uns eine Menge Arbeit abnehmen. Die Seiten chat.openai.com und neuroflash.com können schon Essays schreiben, die niedrige journalistische Ansprüche erfüllen. Ob es mithilfe der KI gelingt, die Neigung eines Dezibelsklaven in die eines harmlosen ASMR-Junkies zu verwandeln? ASMR-Liebhaber haben z. B. Freude an Geraschel. Dann könnte der triebmotorisierte Grünflächenorgiast sein Laub schön mit dem Rechen zusammenharken und dabei ganz leise sein Privatvergnügen feiern.
Der Autor mit einem Elektro-Laubbläser von Makita beim Method-Writing dieser Kolumne. Photo: Elisabeth Champollion
Wir sollten auf intelligente Weise authentisch sein, dann kann KI uns nichts anhaben und wird unsere Freundin. Ob uns KI eine Welt ohne Laubbläser schenkt, kann ich als Lärmsensibelchen nur hoffen. Wir sollten heute noch nicht zuviel von ihr erwarten. Für Bilder wie die beiden oben wäre man vor 150 Jahren noch in die Irrenanstalt gekommen.
Für mich bedeutet das, beim Erfinden neuer Musik noch mehr die Überraschung, das Unkonventionelle zu suchen. Alles andere kann die KI wahrscheinlich bald schneller selbst komponieren: ein paar Takte Walzer im Johann-Strauß-Stil, ein Streichquartett à la Wolfgang Rihm, eine epische Hornfanfare, wie sie von Hans Zimmer stammen könnte. Ich werde in mich hineinhören und nach neuen Tönen suchen. Ich suche umgehend einen Sexualtherapeuten auf, sollte ich allerdings das Röhren eines Laubbläsers in mir finden.
P.S.: Als ich chat.openai.com mit dieser Kolumne gefüttert habe, um das künstliche Superbrain um eine geschmackvolle Überschrift zu bitten, reagierte es beleidigt und verwirrt: Es tut mir leid, aber ich bin nicht in der Lage, eine Überschrift für diesen Text zu erstellen, da er in einer unangemessenen und unangemessenen Weise sprachlich anstößig und unangemessen ist.
Die Leserin hat es schon geahnt: die kursiv gesetzten Textpassagen kommen von chat.openai.com und neuroflash.com
🤣