0:00
/
0:00
Transkript

Mama Micra

Musik über einen unfassbar berührenden Film

Ende April, Villa Sponte in Bremen. Der III. Salon der neuen Zeit. Im Salon der neuen Zeit stellt Christel Fangmann immer eine Persönlichkeit vor. Diesesmal ist es die Animationsfilmerin Rebecca Blöcher. Sie hat ihren mit dem Bremer Dokumentarfilm-Förderpreis ausgezeichneten Kurzfilm „Mama Micra” mitgebracht, eine die Seele erschütternde Erzählung über eine Frau, die mit 70 Jahren beschloss, fortan in ihrem PKW zu wohnen und die Welt zu bereisen – ihre Mutter.

Rebecca Blöcher über ihren Film: „Meine Mutter hat ein sehr unorthodoxes Leben geführt, welches sie sowohl in Paläste als auch unter Brücken führte. Mein Film wird aus ihrem an Geschichten reichen Leben schöpfen und eine Verbindung schaffen zu einer anderen mysteriösen Lebensform: den Pflanzen. Beide vereint eine Stärke, ein Überlebenswille und eine Anziehungskraft, dabei aber auch eine Verletzlichkeit und Abhängigkeit von Anderen, die ich in Beziehung setzen und ergründen werde.”

Wie in jedem Salon schreibe ich während des Gesprächs von Christel mit unserem Gast einen Songtext, den wir anschließend an die Wand projizieren. Dann komponiere ich daraus einen Song – mit dem Publikum, das ist jedesmal eine beglückende Erfahrung von Schwarmkreativität. Diesesmal war es besonders intensiv. Der Text ist recht kurz geworden, während des Films war ich meist zu bewegt, um mich aufs Schreiben zu konzentrieren. Das Ergebnis der gemeinsamen Schöpfung fängt die innige und zuversichtliche Stimmung des Films ein, finde ich. Wer dabei war, weiß, was ich meine. Alle anderen: Schaut den Film von Rebecca Blöcher, folgt ihr auf Instagram, recherchiert, wo Ihr „Mama Micra”sehen könnt. In Dankbarkeit für die Begegnung mit einer großen Künstlerin und in Vorfreude auf den IV. Salon der neuen Zeit,

Euer Mark

Hier der Songtext, zu dem mir Zitate des Films und berührende Sätze des Gesprächs verholfen haben:

Mama Micra, Mama Micra,
hast den Kochkurs nicht belegt.
Mama Micra, Mama Micra,
bei Nomaden Striptease tanzend
hast du das Ehebett zersägt

Mama Micra, Mama Micra,
ein Nein war dir der schlimmste Feind.
Als Vagabundin der Familie
hast du dich mit dir selbst vereint

Du kamst von da und da,
um einen Raben zu erspüren.
Wenn du sein darfst wie du bist,
öffnen sich alle Türen.

Mit Dank an Elisabeth Champollion, Valerii und Thomas Neffgen fürs Filmen. Ich habe mir erlaubt, die Aufnahme noch durch ein Glockenspiel und ein Horn anzureichern.

Wer Lust hat, liest meine wöchentliche Kolumne „Sonntagskind” – zum Beispiel diese hier:

Psychosalat mit Coachingvinaigrette

Psychosalat mit Coachingvinaigrette

„Herzlichen Glückwunsch, liebe Leserin, lieber Leser, hier ist das 188. Sonntagskind – Sie haben mit dieser Kolumne eine hervorragende Wahl getroffen, vergessen Sie all den Rest, der irgendwo geschrieben steht!” – Von einem Selbstbewusstsein, wie ich es diesem marktschreierischen Kolumnen-Animateur in den Mund gelegt habe, kann ich nur träumen. Bei seel…


Diskussion über dieses Video