Verehrte an Sonntagskind am Sonntag Gewöhnte,
Ich habe die Eröffnung der olympischen Spiele so was von genossen, das Spektakel hat mich ganz durcheinandergebracht. Darum muss ich um Verzeihung bitten: ich habe Sonntag mit Samstag verwechselt und das 151. Sonntagskind einen Tag zu früh gemailt. Selbstverständlich ist es eine Sache der Ehre, für die eigenen Versäumnisse geradezustehen, aber in diesem Fall ist es anders: der Franzose ist schuld.
Unterbewusst war ich mir sicher, dass ein solches Fest der Freude nicht an einem traurigen Freitag über Bühne gehen bzw. über die Ufer treten kann. Diese Freude, diese Kunst, die Phantasie – das war für mich perfektes Theater. Auch der Soundtrack: modern und zugleich in Kenntnis der Geschichte, ich finde großartig, was Victor Le Masne da komponiert hat. Polystilistisch und bestgelaunt, über Stunden easy groovend und trotzdem immer überraschend. Wenn die beiden ARD-Verwaltungsbeamten nicht gewesen wären, die das multimediale Kunstwerk in den Abgrund der Banalität moderiert hätten, hätte man bei uns an Rhein und Spree und Weser etwas mehr Champagnerduft und weniger Bratwurst geatmet.
Einige Male dachte ich: Oh là là, mes amis, da habt Ihr euch aber deutlich von unserer Leni Riefenstahl inspirieren lassen, als sich die blauen Laserstrahlen am Eiffelturm entlangreckten! Quel grand spectacle! Und die Drohnenaufnahme vom Champs-Elysées erinnerte doch sehr an Albert Speers Version von Germania. Schon klar, Berlin ist von Paris inspiriert, aber der Lichtdom wurde nicht im Moulin Rouge erfunden, Messieursdames! Ihr macht das natürlich mit Noblesse und Grandeur, mit freundlicher Art und es muss niemand sterben. Das ist wirklich erhebend.
Wie die Helferin, die dem französischen Olympia-Organisationschef bei seiner bewegenden Rede den Schirm hielt und sich traute, mit ihrer Mimik Emotionen zu zeigen, berührt mich. Ich stelle mir vor, wie das bei uns gewesen wäre, wenn ein vor Erhabenheit und feierlichem Ernst triefender Funktionär in schlechtsitzendem Zwirn versucht hätte, präsidial zu klingen und vor Wichtigkeit im Laufe seiner langen, langen Rede, versteinern würde. Der Schirm würde dann auch von einer Brandenburger Glücksverweigerin mit Betoncharisma gehalten werden. Aber ich will nur ablenken von meinem großen Fauxpas. Ich wünsche Euch einen herrlichen Sonntag, hier die Kolumne von heute, mit einem fast genauso wichtigen Thema wie Olympia: deutsche Fetische – viel Spaß beim Lesen!
Und ich hatte mich auch schon gewundert, dass das Sonntagskind am Samstag kam. Im ersten Moment dachte ich, ich hätte den Samstag verschlafen und damit die tolle Party in Pankow, aber ich merkte doch schneller : ich bin in Berlin und es ist Samstag Vormittag und das Sonntagskind wird erst Sonntag gelesen. Basta! Jetzt erstmal ne kleine Fahrradtour durch Berlin und schauen, wie sich die csd Leute so aufbrezeln oder besser ausbrezeln. War schon teilweise echt krass. Da ist der csd in Bremen doch eher konservativ.
Das „doppelte „ Sonntagskind hat mich wieder zum schmunzeln gebracht und dann geht’s auch schon wieder zurück in ruhige Bremen.
Brot und Spiele mit Apperol - Spritzen am Bahnhof Zoo! Wie schöner kann mansiersiseziss diese Matrix anders ertragen?