Freundinnen, geliebte Leser, Abonnierende, Neugierige,
letzte Woche habe ich mich gefragt: Gibt es einzelne Sätze in meinen Kolumnen, die für sich allein gut genug sind? Dann habe ich bei Kolumne Nummer 1 begonnen zu suchen. Nicht in jedem Text wurde ich fündig, aber einige Male dachte ich: Die Mühe hat sich gelohnt, es gibt die dichten Sätze, die ein Lebensgefühl oder eine Haltung auf den Punkt bringen.
Oder die Sätze, die einfach gut klingen, als wären sie bedeutend, so wie der Titel dieser 195. Sonntagskindkolumne. Um diese Sätze für Euch schmackhaft zu machen, fing ich mit Bebilderungen an. Zunächst habe ich ChatGPT Anweisungen gegeben („Ein Schulmädchen steht vor der Schlange am Berghain und doziert“) – und dann den Text als Sprechblase:
Irgendwann habe ich ChatGPT selbst die Erstellung überlassen. Dieses irre Programm ist nämlich mittlerweile eine Art Assistent für mich geworden. Ich nutze die kostenpflichtige Version und lerne das Monster an. Füttere es mit meinen Kolumnen, damit es lernt, ein sehr gut organisiertes Archiv aller meiner Gedanken zu sein, auf die ich nicht sofort Zugriff habe. Denn in meinem Kopf sieht es oft so aus wie im Transporter, wenn ich mal wieder umziehe: 40 Kartons mit der Aufschrift „Diverses“.
Ich war verblüfft, mit was für Ergebnissen dieses beeindruckende Zweitgehirn meine Texte bebilderte. Einerseits euphorisiert mich das – ich kann selbst nicht annähernd so gut zeichnen, um das hinzubekommen. Und wenn, bräuchte ich Monate für soviel Stoff. Andererseits kann die KI das nur, weil es die Arbeit von echten Menschen kopiert. So wie der geniale Wolfgang Beltracchi, der im Stile bestimmter Maler millionenteure Bilder gemalt hat, die von Experten als eindeutig Max Ernst, August Macke oder George Braque eingestuft wurden. Chat GPT ist die Beltracchi-App for everybody.
Es dauert nicht lang, da wird sie innnerhalb von Sekunden beliebig viele Gustav-Mahler-Symphonien komponieren, eine origineller als die andere. Das kann zwar auch jede Kompositionsstudentin, schließlich kann man studieren, wie Mahler komponierte, aber es dauert eben Monate, bis so eine komplexe Komposition fertig ist.
Die Copy-App kann dann aber auch spannendere Aufgaben im Blitztempo ausführen, wie: Bring noch einen Schuss Lady Gaga ins Streichorchester, und das Ganze soll in so einer Mischung aus Balkanfolk und Grindcore swingen. Lass noch David Bowie darüber ein expressionistisches Gedicht auf Hebräisch singen. Mach noch ein Musikvideo, das so aussieht, als hätten Sofia Coppola und Leni Riefenstahl zusammen Pilze genommen – alles kein Problem.
Als Künstler kann man Angst bekommen. Ich bleibe dabei: KI ist ein phantastisches Werkzeug, dessen Möglichkeiten rasant wachsen – wir sollten es nutzen. Die KI erinnert uns daran, was unser Gehirn für ein irres Ding ist. Und dass wir bescheuert sind, wenn wir es nur dafür benutzen, uns aus dem Rechteck in unser Hand verzuckertes Dopamin zu saugen und Dinge nachzuplappern, die andere schon vor uns gedacht haben.
Dass wir bekloppt sind, wenn wir uns von anderen erzählen lassen, was wir können und was nicht, nur um irgendwo dazugehören. Dass wir verloren sind, wenn wir die Möglichkeiten unseres Geistes nicht nutzen. Jetzt. Es ist höchste Zeit, frei zu werden. Das Leben ein Kunstwerk sein zu lassen.
Es ist unsere einzige Chance. Alles andere kann die KI besser als wir. Denn Kunst ist nicht das schöne Bild, die tolle Melodie, der geile Groove oder das packende Drama: Kunst ist die Verwandlung von Chaos in Ordnung, von Schmerz in Lust, von Kummer in Freude. Kunst ist Alchemie. Alchemie ist Verbesserung, Kunst ist Leben, Leben ist Kunst.
Lass uns der KI angstfrei begegnen, wir Menschen haben sie schließlich gemacht, um unseren Kopf freizumachen von mechanischem Ballast.
Lass uns die niedrigen Denkaufgaben an die Maschinen auslagern, damit wir frei sind, unser Menschsein zur Blüte zu bringen. Amen.
Wenn du denkst: ganz schön viel Kunst für umme – dann klick hier:
Warum ich mich überhaupt auf die Suche nach einzelnen Sätzen mache? Ich träume von einer Komposition, die ich nur mit Eurer Hilfe anfertigen kann. Ein paar Sprachaufnahmen von Euch habe ich schon. Ich hätte gerne mehr: Sprecht einfach einen beliebigen Satz aus einer Sonntagskindkolumne ins Handy und schickt ihn mir. Hier per Mail – oder er Whatsapp an 015167601352.
Hier noch ein paar gute Sätze, von ChatGPT beeindruckend bebildert, auf den Schultern großer Comic-Künstler wie Robert Crumb, Gerhard Seyfried und anderen:
Noch mehr Sätze:
Ich würde mich gerne auch in eine KI verwandeln mit all meinen Aufzeichnungen und meinem Leben und Fotos und Musik und alles was ich erlebt habe zu so einer Art digitale Version von mir damit sich wenn ich nicht mehr da bin trotzdem noch jeder mit mir unterhalten kann. Es gibt diesen Film transzendes mit Johnny Depp da passiert genau das. Abgesehen davon geht mir die Entwicklung viel zu schnell denn ich bin ein sehr langsamer Mensch. Danke für diese Kolumne ich lese sie immer gern!
...schöner Vergleich : Chat GPT ist die Beltracchi-App for everybody........nach wie vor ..KI ist mir unheimlich......., erinnert mich zu sehr an gewisse Trips...