Van Gogh war ein großer Künstler. Wahr oder falsch? Van Goghs „Obstgarten mit Zypressen” ging vor 3 Jahren für 117 Millionen über den Tisch. Zu Lebzeiten dachten alle, was für einen Quatsch sich dieser Idiot zusammenpinselt.
Auf Facebook schimpft Konstantin über J. S. Bach: Bach ist Müll, meint er. Total unbegabter Komponist, der keine Ideen hatte. Ein überschätzter Töne-Aneinanderreiher sei der „Leipziger Lohnschreiberling”. Ist diese unpopuläre Einschätzung des Jahrtausendkomponisten nicht unterhaltsam? Eine so eigensinnige Meinung verdient Respekt:
In einem Bach-Rant gleichzeitig Kafka runtermachen: Herrlich! Ich versuche auch mal eine missliebige These:
„Whitney Houston, diese Null, konnte einfach nicht singen. Traf keinen Ton!“
Oder:
„Ist Euch schon mal aufgefallen, wie hässlich Selena Gomez ist?“
Auch schön:
„Stephen Hawking und Albert Einstein: Die größten Dummköpfe des 20. Jahrhunderts.“
Es ist alles eine Frage der Sichtweise, das wusste auch schon der unbegabteste Filmemacher aller Zeiten, Walt Disney.
Vor ein paar Tagen war ich noch in Venedig. Kitsch an jeder Ecke, Gondeln, Schnörkel, Firlefanz. Und in jedem verranzten Erdgeschoss eine Pizzeria. Geht’s noch? Zwischen den völlig maroden Häusern, die allesamt schief und krumm im Weg herumstehen, sodass noch nicht einmal ein Auto zwischen den unwürdigen Behausungen Platz findet, steht kein einziger Neubau. Ästhetisch auf dem Stand des 17. Jahrhunderts, gibt sich das abgewrackte Inseldorf aus städtebaulicher Sicht der Lächerlichkeit preis – eine Schande für Europa! Gerade in dieser Zeit, wo wir darauf angewiesen sind, dass unsere Wertegemeinschaft vor der Welt glaubwürdig wirkt.
Während bei uns in Deutschland schon beim geringsten Verdacht auf Schwamm im Gemäuer das Gerüst an der Wand steht, lässt der Italiener einfach alles vergammeln. Kein Wunder, dass Nudeln mit Tomatensoße bei diesen Banausen aussieht wie ein Haufen blutiger Regenwürmer in ihrem eigenen Erbrochenen – und auch so schmeckt.
Die Lügenmedien wollen uns weismachen, Venedig sei ein Traum – das ist der perfide Trick der Manipulierer: Einfach so lange das Gegenteil der Wahrheit behaupten, bis alle es glauben.
Dabei gab es schon vor der digitalen Fakenews-Schwemme ein floriendes Entertainmentgeschäft mit der Unwahrheit – große Print-Megaphone geballter Falschmeldungen, das Seemannsgarn der Moderne: Die Bild-Zeitung zum Beispiel. Günter Walraff hat uns alle aufgeklärt, in den 70ern und 80ern, mit seinen drei Büchern über das Springer-Blatt und seine Methoden. Undercover schmuggelte sich der Fake-Reporter in die Redaktion und erfand so den investigativen Journalismus in Deutschland. Zusätzlich zur Bild gab es an manchen Zeitungskiosken früher die Blätter der politischen Extreme, die „National-Zeitung” auf der einen, die „Marxistischen Blätter” auf der anderen Seite. Irgendwann kam die „Neue Spezial"1, die Parodie eines Lügenblatts, die den Schabernack auf die Spitze trieb:
Die „Neue Spezial” wurde längst eingestellt. Wer braucht zur Erhellung seines grauen Alltags noch diesen kreativen Quatsch, wenn dort, wo die Sonne aufgeht, ein kaltblütiger KGB-Killer herrscht? Und dort, wo sie untergeht, randaliert ein kulturloser Barbar einen halben Kontinent zugrunde. An seiner Seite ein borderliniger Erfinder, der sich wie Leonardo da Vinci aufspielt und damit durchkommt.
Und wir in der Mitte, erleben die Schwäche der Demokratie. Wir ahnen, was passiert, wenn ungebildete Chipsfresser und von niederen Gefühlen gelenkte Dumpfbacken die schlechteste Wahl treffen. Ob es eine gute Idee ist, dass jeder Idiot an die Wahlurne darf? Ich frage das ganz liebevoll und im Sinne der Gemeinschaft. „Verbreiten Sie Liebe, wo immer Sie sich befinden” – predigte schon die größte Egoistin unterm Himmel, Mutter Teresa.
Also: Aufklärung hilft, Bildung hilft. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe kein Abitur. Aber Bildung dauert, und wer doof bleiben will, darf das. Wie geht man also damit um, wenn eine zur Mehrheit heranwuchernde Minderheit kein Interesse an dem Wahren, Schönen, Guten hat?
Zum Glück gibt es ein paar sehr junge Menschen, die wissen, zwischen Fake und Real zu unterscheiden, wie man an meinen Freunden, Jeremias, Niklas, Noah und Valentino sieht – von ihnen stammt der Songtext: „Fake-Freunde, Fake-Freunde – Fake-Freunde sind keine echten Freunde.” Wie recht sie haben!
Mit den besten Wünschen für eine herrliche Woche – bis nächsten Sonntag
Euer real friend Mark
Als Schulabbrecher habe ich erhöhten Förderungsbedarf. Das ganze Abiturwissen, Grundlagen in den wesentlichen geisteswissenschaftlichen Fächern – das kann ich mir jetzt nur noch über ChatGTP und Youtube reinhobeln. Um auf diesem faustischen Kurs nicht größenwahnsinnig zu werden, muss ich die teuersten Therapeutinnen bemühen – und freue mich über jede Unterstützung!
Hier ein Artikel aus der Neuen Revue für Pseudointellektuelle, dem Spiegel, über das höchst unterhaltsame Lügenmagazin.
In einer früheren Kolumne über das Lügenunternehmen Deutsche Bahn blitzte mir die „Neue Spezial” schon einmal auf:
DIE EISENBAHN, REALITÄT UND DREISTE LÜGEN (Repost)
Immer wieder fall ich auf die Bahn rein: in meiner Phantasie betrete ich nicht den schnöden ICE mit der defekten Klimaanlage, sondern mindestens den Orient-Express. In meinen Kindheitserinnerungen sind Bahnhöfe romantische Orte, an denen Reisende in Reisekleidung ihr Gepäck aufgeben, bevor sie zum Gleis schlendern.