Lieber und verehrter Autor, Künstler und Komponist. Als Subjekt Deiner wunderbar geschriebenen Worte (weiß, Mann, 60, früher Hippie, heute irgendwie mit wichtigem Job) wäre es wohl meine Aufgabe, mich der Demut hinzugeben und zustimmend zu schweigen. Aber der Impuls, mich zu erklären ist dann doch zu groß. Vielleicht habe ich die Ironie übersehen aber ein wenig fühlt es sich an, als wenn der Kotau in Deinen Zeilen dann doch zu stark ist, um ohne Gegenrede hingenommen zu werden.
Als bekennender Feminist, Linkspolitiker und Architekt der Bremer Landesstrategie für Gendergerechtigkeit, hoffe ich ausreichend unverdächtig zu sein, um mir die Worte zu erlauben. Ansonsten ist es auch egal, da ich nichts mehr werden will und daher etwas mutiger sein kann mit meinen Worten.
Insbesondere die angesprochenen Verhaltensperversionen in der Sylvesternacht haben mich getriggert, denn die sind nicht nur eine Frage des Geschlechts, sondern auch von Klasse, fehlgeschlagener Integration, Perspektivlosigkeit und kulturellen Divergenzen (ich weiß, die gibt es für viele meiner Genoss:innen nicht, aber die Welt ist eben von Unterschieden geprägt und läßt sich nicht alleine aus der westlich eurozentrischen Brille sinnvoll beurteilen).
Vieles in Deinen Zeilen trifft auf den Punkt aber erlaube mir, der Poesie durch etwas Ratio und Differenzierung etwas von ihrer Schönheit zu berauben.
DER MANN
Wer zuckt nur mit der Wimper, wenn er selbstmitleidig weint? Passt
Wer sagt ficken, wenn er damit praktisch demütigen meint,
Hier trennt sich dann doch die Spreu vom Weizen und die Verallgemeinerung ist nicht ok. Denn im Spannungsfeld der Erotik sind einfache Urteile immer schwer. Auch der Mann ist zu wahrer Liebe und Vereinigung in Harmonie fähig.
Wer predigt was von Ehre und kennt 1000 Steuertricks
Leider kann ich Dir hier viel weibliche Exemplare nennen, die sich hier sehr gut auskennen. Da gibt es einfach keine männliche Präferenz.
wer hält die Liebste zu belügen für das größte Meisterstück?
Hier sagen die Statistiken etwas anderes.
Wer sperrt seine Familie in selbstgebaute Keller ein?
Das sind wohl tatsächlich zu 99% Männern
Männer hecken sowas aus, allein und im Verein. Yep
Wer säuft sich ins Oktoberkoma und wettert gegen Cannabis?
Das tut nur ein Teil der Männer, denn auch der Konsum des edlen Krauts kann wohl nicht nur den Frauen zugeschrieben werden.
Nur der Mann in seiner intellektuellen Sonnenfinsternis.
Wer spuckt auf die Straße und fordert Respekt?
Yep, diese Phänomene sind immer wieder peinlich für unsere Spezies. Immer öfter überkommt mich die Abscheu vor niederen Verhaltensweisen. Das Spucken auf die Strasse ist eines davon, manch einer entledigt sich so auch seines Naseninhaltes.
Wer schickt Dick-Pics, weil er denkt, das hat erotischen Effekt?
Yep, unfassbar diese dumme schwanzfixierte Ignoranz.
Wer hat Angst vorm Urologen (Definitiv) aber zettelt Kriege an,
das macht alles nur der Mann.
Hier kommt man nicht herum, Frauen wie Claudia Major, Sarah Nanni oder Strack Zimmermann zu nennen, die in ihrer Kriegslust, den Männern in nichts nachstehen.
Wer kuscht vor seiner Mama und verprügelt seine Frau,
Auch das stimmt
wessen Manieren sind wenn keiner zuschaut unter aller Sau?
Yep
Wer sprengt sich in die Luft, weil er an Sex mit Jungfrauen glaubt?
Auch hier sind Frauen dabei und viele Frauen, die das beklatschen
Nur der Mann, der bei Konflikten auch Enthauptungen erlaubt.
Die Historie lehrt uns, dass viele Entscheidungen von Frauen im Hintergrund ihren mächtigen Männern eigeflüstert wurden, angefangen mit Salome.
Wer schimpft gegen den Schiri bei dem allerkleinsten Foul,
Ja, das sind mehrheitlich Männer
wer haut wenn er besoffen ist, bei Streit sofort aufs Maul, Yep
Wer ist Diktator und Despot, Terrorfürst oder Tyrann,
leider immer nur der Mann. Yep
Wer setzt das Zölibat durch und kauft Frauen auf dem Strich,
Ob das die gleichen sind, da bin ich unsicher
wer rühmt sich damit, dass er sich Begünstigungen erschlich,
Hier kann ich keine geschlechtspezifischen Unterschiede feststellen
wer spendet für den guten Zweck und macht es öffentlich
Auch das kann man bei Frauen erleben
doch beim Unterhalt der eig’nen Kinder denkt er „Ohne mich!“
Der Mann.
Ja, das ist so, aber gleichwohl findest Du Frauen, die in Scheidungsprozessen die Zukunft aller Familienmitglieder zerstören aus niederen Motiven wie Rache und Selbstsucht. Viele Väter, die ihre Kinder nicht sehen dürfen, können gruselige Geschichten erzählen. Hier ist der Mensch und die ihm innewohnende Egozentrik das Problem, nicht der Mann alleine
Wer wäscht sein Auto spiegelklar und schickt Sondermüll nach Afrika,
Teil 1 stimmt aber Teil 2 beschränkt sich leider wieder nicht nur auf ein Geschlecht
Wer demonstriert gegen den Bündnisfall und investiert in Rheinmetall
Auch hier erleben wir im Diskurs keine geschlechtliche Prävalenz
wer steht im Spot, zockt sich bankrott, wer ist der Henker am Schafott, Yep
Wer ist Chef, Boss, Vorstand,
Hier haben wir zumindest schon mal ein Drittel erreicht und können hoffen.
Führer, wer ist Bischoff, Papst und Gott?
Die christliche Kirche hat kaum noch gesellschaftliche Relevanz und die Gottesvorstellung von einem Mann ist auch nur eine von vielen.
Der Mann. Man tut, was man kann.
Leider nicht alle aber einige, wir können mehr tun aber sollten uns nicht allzusehr in der Täterrolle einsuhlen, denn dann wird auch das wieder zur Strategie. Lasst uns lieber aktiv daran arbeiten, dass die Welt etwas weiblicher wird und wir den Männern helfen, weicher zu sein. Lasst uns aber auch aufpassen, dass die Frauen nicht verhärten. Lasst uns das Gemeinsame und verbindende in den Vordergrund stellen und verstehen, welche Systeme uns alle prägen und beeinflussen - miteinander und füreinander.
Und lasst uns auch ein wenig nachsichtig miteinander sein, denn wir kriegen hunderte Jahre der Sozialisation nicht so schnell weg, wie wir es uns vorstellen und wünschen.
Lieber Kai, danke, dass Du alles kaputt gemacht hast. Die ganze Schönheit der Polemik – dahin. Die Magie der Zuspitzung und die Illusion von Wahrheit durch kunstvoll geknüpfte Reime: zerbombt durch Analyse und Differenzierung. Was bleibt über? Nur ein Häufchen Lyrikscherben ohne Wirkung, ein trister Nachhall der Detonation Deiner Kugelbombe des Scharfsinns.
In den Trümmern der Poesie, Dein Mark (gedanklich schon am Zündeln für nächste Woche :-)
Und jetzt habe ich ein massiv schlechtes Gewissen und spüre schon, dass ich oberschlau sein wollte und mansplaining gegenüber Dir als Mann betrieben habe. :-)
Verzeih die überschießende Reaktion, des getriggerten Mannes in einem allerdings ehrlich empfundenen Impuls der Rechtfertigungsnotwendigkeit. Ich konnte nicht abstrahieren und mich den schönen Reimen hingeben. Meine Frau kritisiert mich oft dafür und zurecht :-)
Denn "sowelche" wie in Deinem Gedicht beschrieben, sind weder Du noch ich, bzw. haben wir es zumindest verstanden, diese Abgründe der Triebhaftigkeit tief in uns zu begraben.
Also in tiefer Verneigung und immer noch mit schlechtem Gewissen, Dir einen schönen Sonntag.
Ganz ohne Ironie: Ich liebe es, wenn meine "Arbeit" dazu führt, tiefer in die Themen zu gehen. Das hast Du hier getan und mein Frühstücks-Entertainment um einen differenzierten Blick ergänzt. Ich freue mich darüber – kein schlechtes Gewissen, bitte!
Lieber und verehrter Autor, Künstler und Komponist. Als Subjekt Deiner wunderbar geschriebenen Worte (weiß, Mann, 60, früher Hippie, heute irgendwie mit wichtigem Job) wäre es wohl meine Aufgabe, mich der Demut hinzugeben und zustimmend zu schweigen. Aber der Impuls, mich zu erklären ist dann doch zu groß. Vielleicht habe ich die Ironie übersehen aber ein wenig fühlt es sich an, als wenn der Kotau in Deinen Zeilen dann doch zu stark ist, um ohne Gegenrede hingenommen zu werden.
Als bekennender Feminist, Linkspolitiker und Architekt der Bremer Landesstrategie für Gendergerechtigkeit, hoffe ich ausreichend unverdächtig zu sein, um mir die Worte zu erlauben. Ansonsten ist es auch egal, da ich nichts mehr werden will und daher etwas mutiger sein kann mit meinen Worten.
Insbesondere die angesprochenen Verhaltensperversionen in der Sylvesternacht haben mich getriggert, denn die sind nicht nur eine Frage des Geschlechts, sondern auch von Klasse, fehlgeschlagener Integration, Perspektivlosigkeit und kulturellen Divergenzen (ich weiß, die gibt es für viele meiner Genoss:innen nicht, aber die Welt ist eben von Unterschieden geprägt und läßt sich nicht alleine aus der westlich eurozentrischen Brille sinnvoll beurteilen).
Vieles in Deinen Zeilen trifft auf den Punkt aber erlaube mir, der Poesie durch etwas Ratio und Differenzierung etwas von ihrer Schönheit zu berauben.
DER MANN
Wer zuckt nur mit der Wimper, wenn er selbstmitleidig weint? Passt
Wer sagt ficken, wenn er damit praktisch demütigen meint,
Hier trennt sich dann doch die Spreu vom Weizen und die Verallgemeinerung ist nicht ok. Denn im Spannungsfeld der Erotik sind einfache Urteile immer schwer. Auch der Mann ist zu wahrer Liebe und Vereinigung in Harmonie fähig.
Wer predigt was von Ehre und kennt 1000 Steuertricks
Leider kann ich Dir hier viel weibliche Exemplare nennen, die sich hier sehr gut auskennen. Da gibt es einfach keine männliche Präferenz.
wer hält die Liebste zu belügen für das größte Meisterstück?
Hier sagen die Statistiken etwas anderes.
Wer sperrt seine Familie in selbstgebaute Keller ein?
Das sind wohl tatsächlich zu 99% Männern
Männer hecken sowas aus, allein und im Verein. Yep
Wer säuft sich ins Oktoberkoma und wettert gegen Cannabis?
Das tut nur ein Teil der Männer, denn auch der Konsum des edlen Krauts kann wohl nicht nur den Frauen zugeschrieben werden.
Nur der Mann in seiner intellektuellen Sonnenfinsternis.
Wer spuckt auf die Straße und fordert Respekt?
Yep, diese Phänomene sind immer wieder peinlich für unsere Spezies. Immer öfter überkommt mich die Abscheu vor niederen Verhaltensweisen. Das Spucken auf die Strasse ist eines davon, manch einer entledigt sich so auch seines Naseninhaltes.
Wer schickt Dick-Pics, weil er denkt, das hat erotischen Effekt?
Yep, unfassbar diese dumme schwanzfixierte Ignoranz.
Wer hat Angst vorm Urologen (Definitiv) aber zettelt Kriege an,
das macht alles nur der Mann.
Hier kommt man nicht herum, Frauen wie Claudia Major, Sarah Nanni oder Strack Zimmermann zu nennen, die in ihrer Kriegslust, den Männern in nichts nachstehen.
Wer kuscht vor seiner Mama und verprügelt seine Frau,
Auch das stimmt
wessen Manieren sind wenn keiner zuschaut unter aller Sau?
Yep
Wer sprengt sich in die Luft, weil er an Sex mit Jungfrauen glaubt?
Auch hier sind Frauen dabei und viele Frauen, die das beklatschen
Nur der Mann, der bei Konflikten auch Enthauptungen erlaubt.
Die Historie lehrt uns, dass viele Entscheidungen von Frauen im Hintergrund ihren mächtigen Männern eigeflüstert wurden, angefangen mit Salome.
Wer schimpft gegen den Schiri bei dem allerkleinsten Foul,
Ja, das sind mehrheitlich Männer
wer haut wenn er besoffen ist, bei Streit sofort aufs Maul, Yep
Wer ist Diktator und Despot, Terrorfürst oder Tyrann,
leider immer nur der Mann. Yep
Wer setzt das Zölibat durch und kauft Frauen auf dem Strich,
Ob das die gleichen sind, da bin ich unsicher
wer rühmt sich damit, dass er sich Begünstigungen erschlich,
Hier kann ich keine geschlechtspezifischen Unterschiede feststellen
wer spendet für den guten Zweck und macht es öffentlich
Auch das kann man bei Frauen erleben
doch beim Unterhalt der eig’nen Kinder denkt er „Ohne mich!“
Der Mann.
Ja, das ist so, aber gleichwohl findest Du Frauen, die in Scheidungsprozessen die Zukunft aller Familienmitglieder zerstören aus niederen Motiven wie Rache und Selbstsucht. Viele Väter, die ihre Kinder nicht sehen dürfen, können gruselige Geschichten erzählen. Hier ist der Mensch und die ihm innewohnende Egozentrik das Problem, nicht der Mann alleine
Wer wäscht sein Auto spiegelklar und schickt Sondermüll nach Afrika,
Teil 1 stimmt aber Teil 2 beschränkt sich leider wieder nicht nur auf ein Geschlecht
Wer demonstriert gegen den Bündnisfall und investiert in Rheinmetall
Auch hier erleben wir im Diskurs keine geschlechtliche Prävalenz
wer steht im Spot, zockt sich bankrott, wer ist der Henker am Schafott, Yep
Wer ist Chef, Boss, Vorstand,
Hier haben wir zumindest schon mal ein Drittel erreicht und können hoffen.
Führer, wer ist Bischoff, Papst und Gott?
Die christliche Kirche hat kaum noch gesellschaftliche Relevanz und die Gottesvorstellung von einem Mann ist auch nur eine von vielen.
Der Mann. Man tut, was man kann.
Leider nicht alle aber einige, wir können mehr tun aber sollten uns nicht allzusehr in der Täterrolle einsuhlen, denn dann wird auch das wieder zur Strategie. Lasst uns lieber aktiv daran arbeiten, dass die Welt etwas weiblicher wird und wir den Männern helfen, weicher zu sein. Lasst uns aber auch aufpassen, dass die Frauen nicht verhärten. Lasst uns das Gemeinsame und verbindende in den Vordergrund stellen und verstehen, welche Systeme uns alle prägen und beeinflussen - miteinander und füreinander.
Und lasst uns auch ein wenig nachsichtig miteinander sein, denn wir kriegen hunderte Jahre der Sozialisation nicht so schnell weg, wie wir es uns vorstellen und wünschen.
Daher danke für den Impuls.
Lieber Kai, danke, dass Du alles kaputt gemacht hast. Die ganze Schönheit der Polemik – dahin. Die Magie der Zuspitzung und die Illusion von Wahrheit durch kunstvoll geknüpfte Reime: zerbombt durch Analyse und Differenzierung. Was bleibt über? Nur ein Häufchen Lyrikscherben ohne Wirkung, ein trister Nachhall der Detonation Deiner Kugelbombe des Scharfsinns.
In den Trümmern der Poesie, Dein Mark (gedanklich schon am Zündeln für nächste Woche :-)
Und jetzt habe ich ein massiv schlechtes Gewissen und spüre schon, dass ich oberschlau sein wollte und mansplaining gegenüber Dir als Mann betrieben habe. :-)
Verzeih die überschießende Reaktion, des getriggerten Mannes in einem allerdings ehrlich empfundenen Impuls der Rechtfertigungsnotwendigkeit. Ich konnte nicht abstrahieren und mich den schönen Reimen hingeben. Meine Frau kritisiert mich oft dafür und zurecht :-)
Denn "sowelche" wie in Deinem Gedicht beschrieben, sind weder Du noch ich, bzw. haben wir es zumindest verstanden, diese Abgründe der Triebhaftigkeit tief in uns zu begraben.
Also in tiefer Verneigung und immer noch mit schlechtem Gewissen, Dir einen schönen Sonntag.
Ganz ohne Ironie: Ich liebe es, wenn meine "Arbeit" dazu führt, tiefer in die Themen zu gehen. Das hast Du hier getan und mein Frühstücks-Entertainment um einen differenzierten Blick ergänzt. Ich freue mich darüber – kein schlechtes Gewissen, bitte!
Ich bin keine Männer-Hasserin, aber der Text ist leider wahr … Danke auch für dieses (wie immer) unterhaltsame „Sonntagskind“.