Neuköllner Oper in Berlin, Licht aus, Stück beginnt: Vier Sängerinnen und ein Sänger spielen die Girlband „Tankbaby”, die auf dem Weg zum Gig mit dem kaputten Auto in der Wüste strandet. Dann streiten sie, wie es weitergeht und zicken sich an. Die Fahrerin bekommt zu hören, dass sie nur wegen ihres Führerscheins in der Band ist. Andere beklagen mangelndes Talent bei der jeweils anderen. Dann nutzen sie die Zeit in der Wüste, um ihre Choreographie zu proben und führen a capella eine Art Popsong auf. Auf einmal wird eine barocke Arie auf italienisch gesungen.
Es geht im Laufe des Abends immer wieder darum, ob man noch rechtzeitig zum Auftritt kommt, wie es weitergeht und dass man noch nicht sterben will. Und immer wieder alte Arien in fremden Sprachen. Dann schlüpfen die fünf in die Rollen verstorbener Musikerinnen und unterhalten sich. Dann wieder Arien. Ich habe deutlich gespürt, wieviel Arbeit das alles gemacht hat: die kunstvollen Musikarrangements, die Musikerinnen, die ihre komplexen Parts auswendig spielen. Das aufregende Bühnenbild mit den vielen Schrägen, der schöne Operngesang.
Trotzdem habe ich mich gelangweilt, weil ich keinen Zusammenhang erkennen konnte, keine Figuren erlebte. Außerdem waren fast alle Lieder ähnlich langsam.
Der Tagesspiegel findet aber, dass der Abend Mut macht, faszinierende Komponistinnen zu entdecken. Er ordnet das Stück als dringend ein, für eine bessere Gesellschaft der Zukunft1.
Diese KI-Kreation nach einem Foto von Nancy Ludwig zeigt eine Szene von „Wüstinnen” in der Neuköllner Oper.
Ich finde, ein Theaterstück ist kein Sachbuch. Wenn ich mich schlau machen will, gehe ich nicht ins Theater. Nach dem Abend hätte ich gerne Lust gehabt, mich mit Komponistinnen zu beschäftigen, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Auch, um darüber nachzudenken, wie ungerecht es ist, dass diese Frauen ignoriert und eher verhindert als gefördert wurden. Die Absicht der Aufklärung reicht aber nicht aus, um mich für das Thema zu faszinieren. Ich will im Theater etwas erleben, das die Welt vergessen und eine bessere ersehnen lässt! Andere nehmen das aber natürlich ganz anders wahr, das Publikum schien nämlich ansonsten sehr einverstanden.
Eine ganz andere Bühne findet sich in den Timelines von Milliarden Menschen auf Instagram, Facebook und Tiktok. Vor ein paar Jahren habe ich in einem Facebookvideo um Spenden gebeten, um mein neues Album zu finanzieren. Normalerweise haben meine Videos keine große Verbreitung, diesesmal war es anders: meine freundliche Bitte wurde ungewöhnlich oft kommentiert und geteilt, das Video ging für eine kurze Zeit viral.
Viele Leute überraschten mich mit großzügigen finanziellen Zuwendungen für mein Album „Champagner für alle”, ich bin immer noch gerührt davon. Es gab aber auch Ärger. Ich kannte ja schon Beschimpfungen von der Taz und dem Deutschlandfunk, hier auf Facebook wurde es aber richtig laut. Bestürzt vom ruppigen Gegenwind erzürnter Mitmenschen entschloss ich mich, dem aufgebrachten Mob mit Versen zu begegnen:
Ich habe durch diese überraschenden Reaktionen gemerkt, wie Social Media funktioniert. Es ist ein Instrument, das man spielen kann, wie ein Klavier. Man braucht nur ein bisschen „Musiktheorie“ in Form von genialen Statements. Dabei ist es vollkommen unwichtig, ein stimmiges Gesamtbild einzuhalten. Man muss nur sehr starke Reize auslösen, um Bewegung in den Laden zu bringen. Social Media hasst Harmonie. Der Algorithmus fördert die Reibung.
Hier ein paar Gratisideen zur Inspiration:
„Hey Leute, checkt mal mein Crowdfundingprojekt! Für mein neues Kochbuch will ich eine Karibik-Kreuzfahrt machen und mich von anderen Kulturen inspirieren lassen. Für die Schiffsreise und den Rückflug (Business Class) brauche ich nur noch 16.000 Euro – und DU kannst mich dabei unterstützen! Es gibt tolle Dankeschöns: zum Beispiel handsignierte Selfies mit Eingeborenen in Bali. Freu mich auf dich!”
„Wie wäre es, wenn Genderbefürworter einen Genderstern am Revers tragen? Dann weiß man, woran man ist und kann sie adäquat ansprechen. Was denkt Ihr? Stern oder nicht?”
„Dass hinter dem sogenannten Ukrainekrieg der US-amerikanische imperialistische Terror steckt, wird von den Staatsmedien nicht ohne Grund verschleiert. Hören wir auf, uns für dumm verkaufen zu lassen! Schluss mit den menschenfeindlichen Sanktionen gegen Russland! Poste ein Gehirn-Emoji in die Kommentare, wenn du das auch so siehst!“
Auch gut ist ein Meme: nimm ein Foto von Til Schweiger und erfinde ein Zitat, z. B.: „Deutschland wird von Schwächlingen zugrundegerichtet.” Oder ein Bild von Luisa Neubauer. Behaupte einfach, sie wäre für die Todesstrafe.
Habt Ihr Lust, mit eigenen Ideen zu dieser Sammlung beizutragen? Schreibt sie gern in die Kommentare. Es geht dabei nicht um Inhalt, nur um Wirkung. Also ganz anders als im Theater.
Ich hab die hammergeile Idee, wie man auf kürzesten Weg zur ersten Million, kommt, wenn ihr mitmachen wollt, herzlich Willkommen, für einen schlappen Fuffi könnt ihr gutanlegte Anteilscheine erwerben, die natürlich als Grundstock persönlich garantiert bleiben..näheres PN.
Hey ihr ganzen Wesen von anderen Planeten, was kann es schöneres geben als wie ne Fruchtfliege an Carnivorenpflanzen zu kleben? Ihr klebt doch auch an euren Smartphones, billig gebaut von den Kinesen, die in deutschen Kolonien von Kindern seltene Erden abbauen lassen - und dabei verwesen!!1! Und Essen könnte so schön sein, wenn es für Alle wär und nicht zum Schein, in der Konsumenten Diktatur der ganz gegen die Natur die Menschheit knechtet und verblödet und eure Synapsen mit Chemischen Mitteln verödet! An jeder Wahrheit ist ne Lüge und Wahrheit gibt's schon lange nicht mehr! Meinung ist nur dazu da, um ihr zu widersprechen - mein Kommentar. (P.S.: Alles Lüge R.R.)