Sonntagskind
Jede Woche eine kurzweilige Zeitgeistkolumne: unterhaltend, überraschend und ideologiefrei. Aus der Sicht eines zwanghaften Optimisten
Mark Scheibe, wer bist du überhaupt?
Hallo, ich bin Mark Scheibe. Ich lebe in Berlin – und in Bremen. Darin drückt sich schon meine Maßlosigkeit aus, ein einziges Zuhause reicht mir nicht. Ich trage gern Anzüge und Lackschuhe, denn sie bewahren mich vor Traurigkeit. Das Theater ziehe ich dem Fußballstadion vor, aber auch dort gehe ich selten hin, denn Massenveranstaltungen überfordern mich. Es sei denn, ich bin als Sänger am Klavier selbst auf der Bühne. Als Einzelkind bekam ich die ganze Liebe meiner Eltern in einer Überdosis. Darum fällt es mir heute schwer, zu akzeptieren, dass keine Fanfaren erklingen, wenn ich zum Beispiel zum Einkaufen aus dem Haus gehe. Wahrscheinlich ist der verschwenderische Umgang mit Aufmerksamkeit in meiner Kindheit der Grund, warum ich multipel liebe. Mehrere Beziehungen sind zwar sehr aufwändig, aber auch bereichernd. Und seit ich mir angewöhnt habe, sie nicht mehr voreinander zu verschweigen, gibt es auch viel weniger Ärger. :-)
Und was machst du so?
Ich schreibe. Texte und Musik. Ich habe über tausend Orchesterarrangements komponiert, mehrere hundert Songs auf die Bühne gebracht, fürs Fernsehen satirische Lieder gesungen und bisher eine Symphonie und eine Oper fertiggestellt. Für mein Projekt „Melodie des Lebens” mit der Deutschen Kammerphilharmonie gab es den ECHO Klassik. Eigentlich sollte ich also schon längst berühmt sein, bin aber immer noch ein weltweit ignorierter Künstler.
Meine Fähigkeiten habe ich mir selbst angeeignet. Ich war zu schüchtern, um Klavierunterricht zu nehmen oder Komposition zu studieren.
Ich habe auch schon immer geschrieben: Song- und Theatertexte, Festreden, Moderationen. Seit Sommer 2021 schreibe ich jeden Sonntag diese Kolumne, in der ich mit liebenden Augen auf den Zeitgeist schaue.
Warum machst du jetzt diesen Newsletter?
Ich sehne mich nach Verbindung. Die Social Media-Algorithmen begrüßen eher die Zwietracht als das Miteinander. Wenn du meinen Newsletter abonnierst, rollst du mir einen roten Teppich in dein E-Mail-Postfach aus. Dort will ich Freude verbreiten, gut unterhalten und tief schürfen. (So gut das auf einem Teppich geht). Außerdem träume ich davon, dass wir uns über den Newsletter zu Veranstaltungen verabreden: Salons, Frühstückskonzerte, Lesungen unter Kronleuchtern, Champagnerverkostungen.
Warum „Sonntagskind“?
Als Sonntagskind wurde ich an einem Tag geboren, an dem niemand arbeiten muss. Alle hatten gute Laune – das habe ich persönlich genommen. Auch heute, da die Apokalypse ausgemachte Sache ist, neige ich eher zum Schwelgen als zum Schimpfen – und finde in jeder Sonntagskind-Kolumne mindestens einen Anlass, meine Freude über das Leben zu teilen.
So funktioniert’s:
Jeden Sonntag kommt eine Kolumne per Mail: Frühstücksliteratur ohne Geschmacksverstärker, reich an Ballaststoffen und trotzdem lecker! Kein verzuckerter Gesinnungsgelee, keine verwursteten Denkabfälle. Saftige Bekenntnisse, gewürzte Statements mit dem Gelben vom Ei. Auf einer Etagere aus Weltuntergangsbegleitung, Vollkorntrost und guter Laune im bösen Spiel. Jeden Sonntag in der Früh bekommst Du ein belebendes Lesemüsli mit leckeren Gedankenfrüchtchen.
Noch mehr „about me“:
Ich habe als Fernsehchansonnier 40 Sendungen der NDR-Satiresendung Extra 3 besungen. Seit 2007 leite ich das Bildungsprojekt Melodie des Lebens, 2012 gab es dafür mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen den Klassik-Echo. Für Theater und Konzertbühne komponiere ich zeitgenössische Orchestermusik – hochverdichtete Instrumentalkompositionen ebenso wie eingängige Songs. 2016 brachte ich als Sänger und Autor romantischer Jazz-Chansons mein Album Lieder für den späten Abend raus und wurde Dozent für Liedinterpretation an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Auf Facebook schrieb ich ein halbes Jahr lang täglich einen Song. Dann brachte das Theater Freiburg Zeitgeisterbahn auf die Bühne, meine erste Oper. Im Frühjahr 2020 folgte das zweistündige Orchesterspektakel Eine Deutschlandsymphonie in der Elbphilharmonie. Nach der Pandemie erschien mein drittes Solo-Album Champagner für alle mit 12 der Lebensfreude gewidmeten Songs. Eine Spezialität von mir ist das spontane Komponieren eines Songs in der Pause zwischen zwei Teilen eines Konzerts: ich lasse mir aus dem Publikum Wörter zurufen und einen musikalischen Stil, nach 20 Minuten komme ich mit einem frisch komponierten Song zurück, inklusive Noten fürs Orchester. Ich habe ein Jahr lang in einem Hotel gewohnt und darüber einen Film gemacht. Das Kino-Orchester Babylon spielte meine Neuvertonung des Stummfilmklassikers Dr. Mabuse – der Spieler – mit einer Länge von viereinhalb Stunden. Ende 2022 kam mit Meine Symphonie ein orchestraler Abend auf Grundlage biographischer Erzählungen im neuen Hamburger Körberhaus auf die Bühne.
Es gibt eine Menge Videos auf meiner Youtube-Seite. Meine Alben und Singles sind bei Spotify und Co., alle Links zusammen sind hier.
Schreib mir gern:
Hier ein paar besonders gern gelesene Sonntagskinder:
Angst vorm Dschungelcamp
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Verehrte Gefährtinnen und Begleiter, Lesende und Neugierige, fragt Ihr Euch manchmal auch, wo Ihr zuhause seid? Ist das ein Ort, ein Zustand oder die Nähe zu einem geliebten Menschen? Ich bin als Kind mit meiner Mutter fast jedes Jahr umgezogen, jedesmal aus einem neuen Grund. Mal, weil die Miete zu teuer wurde, mal aus amourösen Gründen, manchmal vielle…
